Yoga und Faszien: diese Orangen zeigen symbolisch das Faszien Gewebe.

Yoga und Faszien: 4 Facts über Faszien und wie du sie mit Yoga pflegst

Wenn Du am Pfingstmontag beim Yoga und Faszien Workshop „Faszien-ierend – Eine Reise, die unter die Haut geht“ bei uns im Studio nicht dabeisein konntest, findest Du die wichtigsten Facts hier schwarz auf weiß. Und wenn Du dabeiwarst und danach so entspannt, daß Du fröhlich alles vergessen hast – wie zum Beispiel eine Teilnehmerin ihre Schuhe (!) -, gibt’s hier die Möglichkeit zur Auffrischung.

1. Faszien halten zusammen 

Faszien (von lat. Fascia = „Verbund, Bündel, Band“) werden im Deutschen übersetzt mit Bindegewebe. Dieses Wort sagt alles: Faszien sind das Gewebe, welches den ganzen Körper von oben bis unten, von vorne bis hinten und durch die tiefsten Schichten durchwebt und umflicht. Zudem verbindet es alles mit allem – Knochen, Muskeln, Sehen, Bänder, Organe bis auf Zellebene.

Alles ist untrennbar miteinander verbunden durch diesen lebendingen, intelligenten Stoff, der uns in verschiedenen Schichten von innen und nach außen hin unsere Form gibt. Würde man aus Deinem Körper alles entfernen außer den Faszien, wärst Du (zwar ohne Haut und Haare, aber dennoch) als Du selbst erkennbar. Würde man aus Deinem Körper die Faszien entfernen, wärst Du nur ein Haufen Pudding mit Knochen. Sie schenken uns – gut gepflegt – ein weites Bewegunsspektrum, helfen bei der Immunabwehr (über den Abtransport der Lymphe) und sind als unser „Sechster Sinn“ (Propriozeption) der Grund, warum wir uns elegant und kontrolliert im Raum bewegen können. 

2. Faszien wissen Bescheid

Alles ist mit allem über das Bindegewebe verbunden – wir können hier quasi von einem körperinternen world wide web sprechen. In den Faszien befinden sich etwa 80% der gesamten Nervenendigungen: Rezeptoren für Druck, Schmerz, Temperaturänderungen oder Änderungen des Milieus. Diese Informationen leiten sie an das Gehirn weiter, das dann reagieren kann. Dies geschieht autonom und ohne unser zutun, denn Faszien sind Teil unseres vegetativen Nervensystems. Aber es funktioniert auch andersherum: so führt zum Beispiel ein gestresstes Gehirn zu einem sich zusammenziehenden Fasziengewebe – und umgekehrt kann ein entspanntes Bindegewebe zu einer Entspannung des Geistes führen (vielleicht kennst Du diesen Effekt aus Savasana, Meditation oder Yoga Nidra).

3. Faszien wollen unser Bestes 

Die faszialen Strukturen im Körper wollen uns bei allem, was wir tun, unterstützen. Jede Bewegung, die wir öfter ausführen; jede Haltung, die wir wiederholt einnehmen, führt zu einer Veränderung in den faszialen Strukturen, damit der Körper möglichst wenig Energie verbraucht. Dabei meinen es unsere Faszien aber manchmal „zu gut“ mit uns und verfilzen – zum Beispiel durch Bewegungsmangel oder einseitige Bewegung (das Sitzen am Schreibtisch: Maushand, Druckerhand, Telefonierhaltung). Dies führt dazu, daß wir häufig nur noch ca. 10% unserer Beweglichkeit ausnutzen können.

Ähnlich eines Wollpullis, den man zu heiß gewaschen hat, verbinden sich die Kollagenfasern dann stellenweise zu einem relativ zähen und unflexiblen Gewebe. Das Fasziengewebe können wir uns wie ein Spinnennetz oder eine Nylonstrumpfhose vorstellen. Durch eine Verfilzung entsteht derselbe Effekt, als würde man an einer Stelle im Spinnennetz ziehen: das ganze Gewebe verändert sich. Deshalb die schlechte Nachricht: man kann davon ausgehen, daß ca. 80% der Rücken-, Nacken-, Bandscheiben-, Knie- und Hüftschmerzen nicht aus den Gelenken oder der Muskulatur stammen, sondern von verfilztem Fasziengewebe herrühren. Die gute Nachricht: mit regelmäßiger Faszienpflege sind die Schmerzen reversibel! 

4. Faszien sind vielseitig

Faszien besitzen viele verschiedene Rezeptoren, die alle unterschiedliche Reize brauchen, um lebendig und aktiv zu sein. Es gibt also differenzierte fasziale „Bedürfnisse“, die sich wie folgt kategorisieren lassen: 1. Myofasziale Entspannungs-Techniken (z. B. Black Roll, Tennisball), 2. Rebound Elasticity (Springen, Hüpfen, Bouncen wie z. B. die Sprünge im Vinyasa Yoga und Katonah Yoga), 3. Dehnungen (Dynamische Yoga Dehnungen wie z.B. das Aufspannen in Anjaneyasana in eine weite Rückbeuge, langkettige Dehnungen wie z.B. in Uttanasana, schmelzende/passive Dehnungen wie z.B. im Yin Yoga) und 4. Sensual Refinement (Mikrobewegungen, bewußtes Atmen in Pranayama, „Rebound“ im Yin Yoga). 

Die gute Nachricht für alle Yoginis und Yogis: eine gut abgerundete Yoga-Praxis deckt die meisten Bedürfnisse der Faszien ab. Wenn Du Dich dann noch möglichst basisch ernährst und genügend Wasser trinkst, bist Du stolzer Besitzer eines glücklichen Faszienverbunds. 🙂 

Namasté und danke für Deine Lese-Zeit!

Herzlich,

Fabian

Weiterführende Literatur: