Wie werden wir zufriedener und glücklicher? Teil 1: Ein Selbstversuch
Mehr Zufriedenheit und Glücklich-sein: Ein Selbstexperiment und eine Übung
Neulich war ich bei dm um mir ein Duschgel zu kaufen. Als ich in Regal griff, um gewohnheitsgemäß das Duschgel zu nehmen das ich immer kaufe, wurde ich abgelenkt: ein paar Produkte weiter stand das Duschgel „Lebensfreude“ von Kneipp. Dieses hebt, so sagte mir das Produkt, basierend auf einer psychophysiologischen Studie, die Stimmung nachweislich. Mehr Zufriedenheit und glücklich sein für 3,79??? Das musste ich haben!
Nun, vielleicht liegt es daran, das meine persönliche Studie nur eine Probandin hatte, aber die hat ergeben: das Duschgel sieht gut aus und riecht gut, aber meine Stimmung wurde nicht gehoben.
Auf der Suche nach etwas, das die eigene Zufriedenheit anhaltend fördert stößt man schnell auf Studien, die den Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Achtsamkeit belegen. Doch nicht nur aktuelle Studien, auch alte Geschichten weißen auf diesen Zusammenhang hin:
Ein alter Zenmeister wurde von seinen Schülern gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so zufrieden und glücklich sein könne.
Er sagte:
„Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich,…“
Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten:
„Aber das tun wir doch auch!“
Der Zenmeister aber sagte zu ihnen:
„Nein. Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“
Diese kleine Geschichte verdeutlicht ganz gut, dass die Achtsamkeitspraxis nicht nur in der Meditation oder in der Yoga Stunde stattfinden kann, sondern in jeder alltäglichen Handlung. Wenn es also darum geht, sich Erfahrungen achtsam, neugierig und akzeptieren zuzuwenden. Das dieses achtsame Ausführen von alltäglichen Handlungen die Zufriedenheit fördert, konnte z.B. in einer Studie von 2015 gezeigt werden. In dieser Studie spülten die Teilnehmer von Hand Geschirr. Nach einer Achtsamkeitsanleitung wurde diese, für viele Menschen alltägliche und lästige Aufgabe, positiver und inspirierender wahrgenommen und die Zufriedenheit und das eigene Glücksempfinden gefördert.
Übung: Achtsamkeit im Alltag (Dauer: 5 Minuten)
Stelle dich aufrecht und angenehme hin, schließe deine Augen.
Nimm, aus einer offenen und neugierigen Haltung heraus, über deine Sinne wahr:
Sehe: mögliche Farben und Formen hinter deinen Augenliedern
Höre: alle Geräusche um dich herum
Fühle: alles was deine Haut berührt
Rieche: jeden Geruch in der Luft
Schmecke: allen Geschmack auf deiner Zunge
Finde einen Sinneseindruck, der für dich ganz angenehm ist. Vielleicht z.B. ein gewisses Geräusch oder ein Kleidungsstück auf deiner Haut. Sei mit diesem Sinneseindruck noch für 5 – 10 Atemzüge.
Buchtip für mehr Achtsamkeit im Alltag:
John Kabat-Zinn: Wherever you go, there you are: Mindfulness meditation in everyday life